5 Antworten von der Fachfrau

Tee Sommelière

5 Antworten von der Tee Sommelière Petty Theile.

  1. Welchen Tee kann ich morgens trinken?
    Das kann man natürlich auch nicht so pauschal beantworten, wie alles, ist auch das Geschmackssache. Wir versuchen, von unseren Kunden im Geschäft immer noch ein paar mehr Informationen zu bekommen, wie: lieber Schwarz oder Grün? Pur oder etwas aromatisiert? Wird der Tee mit Milch getrunken? Oder lieber mit Zitrone? Soll er Koffein enthalten oder lieber einen sanften Start in den Tag bieten?

    Klassische Frühstücksmischungen wie English Breakfast, Irish Breakfast und Scottish Breakfast sind für britische Trinkvorlieben ausgelegt, können also sehr gut mit einem guten Schuss Milch getrunken werden. Ohne Milch sind diese Sorten vielen Teetrinkern zu herb. Dann empfehlen wir gerne afrikanische Schwarztees aus Kenia, Ruanda oder Tansania, die sind auch hocharomatisch und anregend, aber im Geschmack viel weicher. Oder noch weicher? Dann unbedingt ein frisch-lieblicher Darjeeling First Flush. Ach, doch lieber grün? Dann liegen bei uns Japan Sencha und Korea Woojeon ganz weit vorn. Und wer jetzt gar kein Koffein braucht oder will, dem zeigen wir gerne Kräutermischungen, die einen erfrischenden Geschmack haben, gerne mit viel Minze- das macht den Kopf frei und schmeckt fast wie frisch geputzte Zähne.

  2. Welchen Tee kann ich abends trinken?

    Das kommt darauf an, was man noch vor hat… 😉

    Aber meist zielt diese Frage darauf ab, was zum Abend hin keine anregende Wirkung hat oder sogar leicht entspannend sein kann. Ohne Reue kann man auch spät am Nachmittag oder Abend Rotbuschtee trinken. Diese südafrikanische Sorte enthält keine anregenden Stoffe. Und Rotbusch (oder auch Rooibusch) kann auf viele unterschiedliche Arten aromatisiert und gemischt werden, so dass immer für Abwechslung gesorgt ist. Auch in unserem vielfältigen Früchtesortiment kann man getrost zu jeder Tages- und Nachtzeit zugreifen, diese Mischungen sind tolle Durstlöscher oder Warmmacher, aber anregend ist keine davon.

    Bei den Kräutertees ist das so eine Sache- natürlich gibt es das ein oder andere Kraut, bei dem schon Oma wusste, dass es eine entspannende oder beruhigende Wirkung haben kann. Wir als Teehändler verkaufen unsere Tees als wertvolles Lebens- und Genussmittel, nicht aber als Arznei, das heißt wir dürfen keine gesundheitsbezogene Beratung anbieten. Und ob nun der Lavendel, der Hopfen oder die Melisse „beruhigen“ hängt auch ganz stark davon ab, wie er zubereitet wird, wann er getrunken wird, und was für Einflüsse noch auf den Teetrinker einwirken (der superspannende Thriller vor dem Schafengehen hilft womöglich nicht beim Einschlafen…). Hier ist mein Rat einfach mal die ein oder andere Kräutermischung probieren, vor allem soll er gut schmecken und mit Genuss getrunken werden. Anregend ist keiner unserer „klassischen“ Kräutertees. Eine Ausnahme ist der Matetee- aber dazu später.

  3. Welchen Tee zu welcher Saison?

    Natürlich ist erlaubt was gefällt- aber ich stelle an mir und meinen Kolleginnen und auch an vielen Kunden fest, dass es einen, Tee-Jahres-Verlauf gibt. Im Frühjahr, wenn langsam die Natur zum Leben erwacht, geraten viele Kräutertees in den Fokus, von denen man und frau sich eine reinigende und entschlackende Wirkung versprechen, die typischen Basen- und Fastenkräuter. Auch im Frühjahr, so ab April erreichen uns die frisch gepflückten Sorten aus Darjeeling, die „Neue Ernte“. Für viele Darjeeling Fans ist das der Höhepunkt des Teejahres. Es ist tatsächlich spannend, jedes Jahr die ganz frischen Sorten zu verkosten, mit dem Vorjahr zu vergleichen und darüber zu fachsimpeln, welcher Jahrgang schöner war. Und weil es diese ganz frühen Sorten nur in sehr limitierter Menge gibt, ist es ein kurzes Vergnügen. Im Frühjahr kommen auch die Liebhaber edler Japan Grüntees auf ihre Kosten- analog zu den neuen Ernten aus Nordindien erreichen uns auch die frischen, jahrgangsreinen ersten Ernten (Shincha) aus Kagoshima, Süd Japan. Auch diese Tees sind für Liebhaber ein Hochgenuss.

    Im Sommer kommt dann die große Zeit des Eistees. Ein sehr vielseitiges Thema, denn Eistee ist so viel mehr als einfach nur kalter Tee. Mehr dazu… im Sommer.

    Wenn im Herbst die Tage langsam wieder kürzer werden, ändern sich auch die Teegelüste wieder, von den erfrischenden Sorten wieder eher hin zu den wärmenden, wohlig stimmenden… Unser liebster „Herbsttee“, auch, wenn es ihn das ganze Jahr über gibt, ist der Schmöker Thee  - er passt so gut zu einem Nachmittag mit einem guten Buch auf dem Sofa.

  4. Wie lagere ich meinen Tee korrekt?
    Bezogen auf die allermeisten Sorten- am besten nicht zu lange. Zwar ist Tee ein Produkt, das meist mit langem Mindesthaltbarkeitsdatum in den Handel kommt, das bedeutet aber nicht, dass er auch lange optimal frisch schmeckt. Grade aromatisierte Sorten verlieren ihre frischen Noten nach ca. drei Monaten- haltbar sind sie natürlich viel langer, also man kann einen Earl Grey Tee noch unbesorgt trinken, wenn er zwei Jahre zuhause in der Schublage lag- aber besser schmecken wird er sicher, wenn er frisch gekauft ist. Wir empfehlen also keine Riesenmengen zuhause zu lagern, sondern lieber überschaubare Mengen häufiger frisch zu kaufen. Zum Lagern eignen sich dunkle Schraubgläser und gut schließende Dosen aus Weißblech, Edelstahl oder Keramik. Wenn Sie doch mal eine größere Menge bevorraten (viele Kunden decken sich zum Saisonende noch mal mit größeren Mengen vom Lieblingsaktionstee ein), dann ist ein guter Tipp, immer eine kleine Dose vom großen Vorrat abzunehmen als „Handvorrat“ um nicht die große Tüte/Dose ständig zu öffnen- der Tee wird bei jedem Öffnen etwas Aroma verlieren. Bei ganz sensiblen Sorten wie japanischen Halbschatten Tees und Matcha empfehlen wir die Lagerung im Kühlschrank- und auch hier: lieber regelmäßig genießen als lange lagern.

  5. Wie bereite ich meinen Tee richtig zu?
    Noch so eine Frage mit der man Bücher füllen könnte- oder einfach machen. 😉

    Erlaubt ist, was gefällt. Und niemand sagt, dass man seinen Tee immer gleich zubereiten muss- man kann auch mal unterschiedliche Mengen, Ziehzeiten, Brühtemperaturen ausprobieren. Aber na gut, einmal als grobe Marschrichtung: Bei schwarzen Teesorten würde ich beim den ersten Versuchen etwa 12g auf einen Liter einsetzen (das ist übrigens auch der Grund, weshalb unsere Proben im Schwarz- und Grünteebereich mit dieser Einwaage geliefert werden). Das Wasser sollte kochend über die Teeblätter gegossen werden. Am besten frei schwimmend in einer einfachen Kanne. Nach einer Ziehzeit von 2-5 Minuten (je nach Sorte, je nach eigenem Geschmack) über ein Sieb in eine zweite Kanne umgießen. Wenn die Teeblätter frei schwimmen, kann sich das Aroma am besten entfalten. Alternativ können Sie natürlich auch Teefilter oder Siebeinsätze für die Kanne oder eine Einzeltasse verwenden. Die Faustregel ist dabei immer, dass ein Sieb oder ein Einsatz nicht groß genug sein kann. Je mehr Raum die Teeblätter zur Entfaltung haben, umso besser ist das Ergebnis. Außerdem, ganz praktischer Nebeneffekt: ein großes Sieb lässt sich besser reinigen, als ein kleines.
    Bei grünen Sorten kann man genauso vorgehen, nur sollte die Wassertemperatur niedriger sein. Hier heißt es wieder ausprobieren- zwischen 70° und 90°C, je nach Sorte und Geschmack.
    Noch lieber bereite ich Grün- und Oolong Tee allerdings als Mehrfachaufguss zu. Das läuft dann völlig anders. Hier ist es sinnvoll, ein viel kleineres Gefäß für den Aufguss zu verwenden. Eine chinesische Deckeltasse etwa, ein kleines Kännchen oder eine Bechertasse (mit großem Sieb). Für den Mehrfachaufguss setze ich im Verhältnis nun deutlich mehr Teeblätter ein, etwa 5g auf 150 ml und lasse den Tee nur ganz kurz ziehen (je nach Sorte 10 bis 60 Sekunden). Die „gebrauchten“ Teeblätter werden aber nicht verworfen, sondern immer wieder neu aufgegossen, bis sie keinen Geschmack mehr abgeben. Dass können, je nach Qualität des Tees bis 10 Aufgüsse sein. Das Reizvolle an dieser Art der Zubereitung ist, das jeder Aufguss etwas anders schmeckt und man so den Tee in all seinen Facetten kennenlernen kann.
    Die Früchte- und Kräutertees werden wieder mit kochendem Wasser aufgegossen und speziell die Früchtemischungen brauchen meist eine höhere Dosierung (ca. 18 bis 24g für einen Liter) und dürfen deutlich länger ziehen. Mit 5 bis 10 Minuten erreicht man hier meistens wohlschmeckenden Aufgüsse.
    Auch wenn ich mich wiederhole: ich möchte jeden Teetrinker dazu aufrufen, auch mal andere Varianten bei der Zubereitung auszuprobieren- vor allem, wenn der Tee nicht so gut gelungen scheint- möglicherweise macht eine andere Ziehzeit oder zwei, drei Gramm mehr oder weniger schon einen großen Unterschied. Finden Sie Ihren eigenen Tee Weg.

 


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